Von Christian Schäfer
Im Jahr 2020 sollten in Gütersloh zwei Jubiläen gefeiert werden: der 10. Geburtstag des Theaters und der 250. Geburtstag Ludwig van Beethovens. Dass beides 2020 nicht stattgefunden hat, ist der Covid-19-Pandemie geschuldet, die beim Startschuss für unsere Koproduktion „Der Mann der sich Beethoven nannte“ noch nicht zu erahnen war. Es sei hier kurz skizziert, wie unsere Zusammenarbeit mit der Neuköllner Oper entstand und wie wir es mit Hilfe und Glück geschafft haben, die Uraufführung von Moritz Rinke, Mathias Schönsee, Rebecca Raue und dem Trickster Orchestra durch kunstwidrige Zeiten zu lotsen.
Angefangen hat alles mit einer Kurznachricht an den unweit von Bonn großgewordenen Bestsellerautor Peter Prange, bei dem ich mich erkundigte, ob er sich ein Stück zu Beethoven vorstellen könne. Bei unseren Eigen- und Koproduktionen interessieren wir uns im Wesentlichen für die Kreation von Neuer Dramatik. Zumeist assoziativ zu Themen, die uns sowohl lokal als auch global relevant erscheinen. Das Anklopfen bei Autor*innen und Musiker*innen ist hierbei also zumeist der erste Schritt zur Umsetzung einer bei uns entstandenen Idee. Bei Peter Prange waren wir im April 2019 nicht die Ersten, die mit einer solchen Frage auf ihn zukamen. Aktuelle Romanprojekte ließen es aber seinerzeit nicht zu, zwischendurch ins Dramafach zu wechseln.
Peter wusste jedoch, dass Moritz Rinke bereits erste Ideen für ein Beethoven-Stück entwickelt hatte, welche noch nicht zur Umsetzung gelangt waren. Von Moritz hatten wir zuletzt 2015 „Wir lieben und wissen nichts“ vom Schauspiel Frankfurt eingeladen. Da ich mit ihm auf Facebook befreundet bin, konnte sehr schnell herausgefunden werden, dass es tatsächlich eine Idee gab, die auf die Umsetzung wartete und dass es dazu erste Gespräche mit der Neuköllner Oper gegeben hatte. Ich telefonierte mit Moritz, kurz darauf auch mit dem Neuköllner Intendanten Bernhard Glocksin und wir trafen uns alle gemeinsam in Neukölln. Die Chemie stimmte und wir alle mochten die Idee, das transnationale Trickster Orchestra für die musikalische Umsetzung zu gewinnen. Als Ort der Uraufführung wurde das Theater Gütersloh benannt.
Der Rahmen war gesteckt, die Dimension wurde deutlich und damit auch klar: ohne Förderung würden beide Partner das Unterfangen nicht stemmten können. In Neukölln stellte man daraufhin erfolgreich einen Antrag bei der bundesweiten Abteilung von BTHVN2020, während in Gütersloh die Heimwärts-Jury überzeugt werden und der Förderverein des Theaters ins Boot geholt werden konnte. Alles war sehr vielversprechend und wir waren dankbar und happy. Bis Corona ins Spiel kam, die Theaterwelt auf den Kopf stellte und auch „Der Mann der sich Beethoven nannte“, an den Rand des Scheiterns bringen sollte.
Es ist den nie resignierenden Kolleg*innen in Berlin und der in normalen Zeiten unüblichen Möglichkeit, Förderzusagen auch über den angesetzten Zeitraum hinaus verlängern zu dürfen, geschuldet, dass das Unternehmen eben nicht scheiterte. Auch ohne im Lockdown spielen zu dürfen und ohne mich als vorgesehenen Co-Dramaturgen wurde in Berlin zunächst bis zur Aufführungsreife geprobt und mittels digitaler Einführungsgespräche auf die Inszenierung aufmerksam gemacht.
Eine besondere Herausforderung für eine Produktion, die viele freischaffende bzw. nicht ständig beschäftigte Künstler*innen vereint und dazu von zwei Häusern herausgebracht wird, die durchaus weit im Voraus planen, war die Findung eines Ersatztermins für Gütersloh. Zunächst erschien sogar unklar, ob es überhaupt zu bewerkstelligen sein würde. Die Lösung bestand schließlich in einer Umstellung: Die Berlin-Premiere und eine Serie von gut 20 Vorstellungen musste vor die Gütersloh-Premiere verlegt werden und der Aufschlag in NRW gelang nur durch die Verlängerung des Beethoven-Jahres 2020 bis ins Jahr 2022. Es war in keinster Weise selbstverständlich, dass hierfür gemeinsam sowohl mit dem Kultursekretariat NRW Gütersloh als auch mit BTHVN2020 die Weichen gestellt werden konnten. Es war letztlich eine Entscheidung im Sinne der Künstler*innen und der unbürokratischen Kunstermöglichung.
Und doch waren einen Tag vor der Reise nach Ostwestfalen-Lippe nochmal Durchhaltevermögen und Fortune gefragt, als nämlich Hauptdarstellerin Maya Alban-Zapata krankheitsbedingt ausfiel. Nun schien unser Beethoven–Ofen endgültig aus. Doch dann zauberten die findigen Neuköllner*innen die unerschrockene Schauspielerin und Sängerin Claudia Renner aus dem Hut. In Gütersloh angekommen wurde Claudia in zwei intensiven Probentagen von Regisseur und Co-Autor Mathias Schönsee, der musikalischen Leiterin Cymin Samawatie (für die tricky Gesangsparts!) und dem ganzen Ensemble rührend gebrieft. Eine gemeinsame Kraftanstrengung, die Jubel, tolle Rezensionen und einen eigenen Artikel über „Die Frau, die Beethoven rettete“ in der lokalen Presse zur Folge hatte.
Als Theaterleiter bin ich allen Beteiligten, unseren Förderern von „Theater in Gütersloh e.V.“ und insbesondere „Heimwärts“ sehr dankbar, dass wir die Produktion mit diesen so spannenden Partner*innen trotz aller Widrigkeiten durchführen und in Gütersloh zu solch einem beglückenden Abschluss bringen konnten. Eine ermutigende Erfahrung für die vor uns liegenden Zeiten und zukünftige „Heimwärts“-Vorhaben! Glück auf!
Foto: Matthias Heyde
Termine
Von Christian Schäfer
Im Jahr 2020 sollten in Gütersloh zwei Jubiläen gefeiert werden: der 10. Geburtstag des Theaters und der 250. Geburtstag Ludwig van Beethovens. Dass beides 2020 nicht stattgefunden hat, ist der Covid-19-Pandemie geschuldet, die beim Startschuss für unsere Koproduktion „Der Mann der sich Beethoven nannte“ noch nicht zu erahnen war. Es sei hier kurz skizziert, wie unsere Zusammenarbeit mit der Neuköllner Oper entstand und wie wir es mit Hilfe und Glück geschafft haben, die Uraufführung von Moritz Rinke, Mathias Schönsee, Rebecca Raue und dem Trickster Orchestra durch kunstwidrige Zeiten zu lotsen.
Angefangen hat alles mit einer Kurznachricht an den unweit von Bonn großgewordenen Bestsellerautor Peter Prange, bei dem ich mich erkundigte, ob er sich ein Stück zu Beethoven vorstellen könne. Bei unseren Eigen- und Koproduktionen interessieren wir uns im Wesentlichen für die Kreation von Neuer Dramatik. Zumeist assoziativ zu Themen, die uns sowohl lokal als auch global relevant erscheinen. Das Anklopfen bei Autor*innen und Musiker*innen ist hierbei also zumeist der erste Schritt zur Umsetzung einer bei uns entstandenen Idee. Bei Peter Prange waren wir im April 2019 nicht die Ersten, die mit einer solchen Frage auf ihn zukamen. Aktuelle Romanprojekte ließen es aber seinerzeit nicht zu, zwischendurch ins Dramafach zu wechseln.
Peter wusste jedoch, dass Moritz Rinke bereits erste Ideen für ein Beethoven-Stück entwickelt hatte, welche noch nicht zur Umsetzung gelangt waren. Von Moritz hatten wir zuletzt 2015 „Wir lieben und wissen nichts“ vom Schauspiel Frankfurt eingeladen. Da ich mit ihm auf Facebook befreundet bin, konnte sehr schnell herausgefunden werden, dass es tatsächlich eine Idee gab, die auf die Umsetzung wartete und dass es dazu erste Gespräche mit der Neuköllner Oper gegeben hatte. Ich telefonierte mit Moritz, kurz darauf auch mit dem Neuköllner Intendanten Bernhard Glocksin und wir trafen uns alle gemeinsam in Neukölln. Die Chemie stimmte und wir alle mochten die Idee, das transnationale Trickster Orchestra für die musikalische Umsetzung zu gewinnen. Als Ort der Uraufführung wurde das Theater Gütersloh benannt.
Der Rahmen war gesteckt, die Dimension wurde deutlich und damit auch klar: ohne Förderung würden beide Partner das Unterfangen nicht stemmten können. In Neukölln stellte man daraufhin erfolgreich einen Antrag bei der bundesweiten Abteilung von BTHVN2020, während in Gütersloh die Heimwärts-Jury überzeugt werden und der Förderverein des Theaters ins Boot geholt werden konnte. Alles war sehr vielversprechend und wir waren dankbar und happy. Bis Corona ins Spiel kam, die Theaterwelt auf den Kopf stellte und auch „Der Mann der sich Beethoven nannte“, an den Rand des Scheiterns bringen sollte.
Es ist den nie resignierenden Kolleg*innen in Berlin und der in normalen Zeiten unüblichen Möglichkeit, Förderzusagen auch über den angesetzten Zeitraum hinaus verlängern zu dürfen, geschuldet, dass das Unternehmen eben nicht scheiterte. Auch ohne im Lockdown spielen zu dürfen und ohne mich als vorgesehenen Co-Dramaturgen wurde in Berlin zunächst bis zur Aufführungsreife geprobt und mittels digitaler Einführungsgespräche auf die Inszenierung aufmerksam gemacht.
Eine besondere Herausforderung für eine Produktion, die viele freischaffende bzw. nicht ständig beschäftigte Künstler*innen vereint und dazu von zwei Häusern herausgebracht wird, die durchaus weit im Voraus planen, war die Findung eines Ersatztermins für Gütersloh. Zunächst erschien sogar unklar, ob es überhaupt zu bewerkstelligen sein würde. Die Lösung bestand schließlich in einer Umstellung: Die Berlin-Premiere und eine Serie von gut 20 Vorstellungen musste vor die Gütersloh-Premiere verlegt werden und der Aufschlag in NRW gelang nur durch die Verlängerung des Beethoven-Jahres 2020 bis ins Jahr 2022. Es war in keinster Weise selbstverständlich, dass hierfür gemeinsam sowohl mit dem Kultursekretariat NRW Gütersloh als auch mit BTHVN2020 die Weichen gestellt werden konnten. Es war letztlich eine Entscheidung im Sinne der Künstler*innen und der unbürokratischen Kunstermöglichung.
Und doch waren einen Tag vor der Reise nach Ostwestfalen-Lippe nochmal Durchhaltevermögen und Fortune gefragt, als nämlich Hauptdarstellerin Maya Alban-Zapata krankheitsbedingt ausfiel. Nun schien unser Beethoven–Ofen endgültig aus. Doch dann zauberten die findigen Neuköllner*innen die unerschrockene Schauspielerin und Sängerin Claudia Renner aus dem Hut. In Gütersloh angekommen wurde Claudia in zwei intensiven Probentagen von Regisseur und Co-Autor Mathias Schönsee, der musikalischen Leiterin Cymin Samawatie (für die tricky Gesangsparts!) und dem ganzen Ensemble rührend gebrieft. Eine gemeinsame Kraftanstrengung, die Jubel, tolle Rezensionen und einen eigenen Artikel über „Die Frau, die Beethoven rettete“ in der lokalen Presse zur Folge hatte.
Als Theaterleiter bin ich allen Beteiligten, unseren Förderern von „Theater in Gütersloh e.V.“ und insbesondere „Heimwärts“ sehr dankbar, dass wir die Produktion mit diesen so spannenden Partner*innen trotz aller Widrigkeiten durchführen und in Gütersloh zu solch einem beglückenden Abschluss bringen konnten. Eine ermutigende Erfahrung für die vor uns liegenden Zeiten und zukünftige „Heimwärts“-Vorhaben! Glück auf!
Foto: Matthias Heyde
Termine